Ganze fünf Wochen hat es gedauert, bis mir für diese Kolumne beinahe das Material ausging. Und dabei bin ich deutlich weniger pessimistisch als andere Ravens-Twitter-Anhänger – ergo habe ich dieses Format ja in die Welt gerufen. Dieser Niederlage gestern tat allerdings besonders weh. Nicht nur, weil es auswärts gegen DEN Erzrivalen schlechthin war, sondern weil sie – bei allem Respekt an die Leistung der Pittsburgh Steelers – absolut und zu 100 % vermeidbar war.
Ähnlich wie bei der Niederlage gegen die Indianapolis Colts vor zwei Wochen waren es vor allem die eigenen Versäumnisse und Unzulänglichkeiten, die die Türe für ein Pittsburgh-Comeback öffneten. Und um noch ein weiteres Mal auf meine stets korrekten (LOL, NEVER) Takes zu verweisen: Die Star-Spieler der Steelers ließen sich bei diesen Gelegenheiten nicht zweimal bitten. Dafür sind die beiden Edge-Rusher T.J. Watt und Alex Highsmith zu gut. Das Duo sammelte gestern insgesamt 12 Pressures, 3 Sacks, 2 TFLs, 2 PBUs und einen FF. Sinnbildlich dafür? Der Sack mit 1:12 auf der Uhr. Strip-Sack Highsmith, Fumble Recovery Watt. 24 % Change in Win Probability. Game (fast) Over.
MASSIVE play by the #Steelers defense! 🤯
— Pro Football Network (@PFN365) October 8, 2023
Alex Highsmith with the strip sack and TJ Watt on the recovery 😤pic.twitter.com/dtOJiWSFxb
Ich könnte jetzt noch über die 7 Drops sinnieren. Mich darüber beschweren, wie das laut TruMedia die drittmeisten in einem Spiel seit 2013 waren. Oder darüber, dass zwei davon in der Endzone passierten und zwei weitere zumindest Big Plays gewesen wären. Darüber, wie man in den Special Teams momentan zu den schlechtesten Units der Liga gehört (Platz 26 laut DVOA vor dem Spiel). Vielleicht auch, wie man zum wiederholten Male wertvolle Timeouts wegwarf oder man in wichtigen Situationen – wie vor der Halbzeit – nicht gut abgestimmt wirkte. UND BITTE KÖNNEN WIR MIT DIESEM FUMBLES AUFHÖREN? Die Liste der Fehler war lang. Doch ich will meinem Kollegen Nils hier nicht die Show stehlen. Der darf sich ordentlich die Finger wund tippen – es wird ein Fest!
Natürlich könnte man argumentieren, dass das gestern eine ‘fluky’ Niederlage war. Wir alle wissen, dass One-Score-Games oft durch Kleinigkeiten entschieden werden und sich die Münze Woche für Woche auf eine andere Seite drehen kann. Hätten die Ravens doch nur einen oder zwei dieser Fehler gemacht und nicht FREAKING alle davon, dann könnten sie ohne Probleme bei 5-0 stehen. Aber wenn meine Oma Reifen hätte, dann wäre sie ein Fahrrad. In dieser Welt leben wir nun mal nicht. Die Ravens haben – ähnlich wie die Steelers – eine Riege an Playmakers auf beide Seiten. Nur habe diese – im Gegensatz zu jenen der Steelers, HALLO GEORGE PICKENS – nicht bzw. nicht flächendeckend geliefert. Und darum stehen die Ravens bei 3-2 und nicht bei 5-0. Ende der Diskussion.
Zum Glück gibt es dann aber doch den einen oder anderen Spieler, der momentan aufzeigt. Und denen will ich heute einfach ein Shoutout geben, um diesen Text wieder in richtige Bahnen zu lenken. Und damit berufe ich mich nicht nur auf die Leistungen von gestern, sondern auf Dinge, die mir in den ersten fünf Wochen aufgefallen sind, bisher jedoch noch zu kurz kamen. Also sorry Roquan Smith, du bekommst bald wieder deine Blumen. What a freaking stud.
Unsung Heroes
Nummer 1: QB Lamar Jackson
Aufgrund seines Status und der beiden Turnover gestern mag das vielleicht wie ein Hot Take klingen, but hear me out on this one! Sowohl die Interception als auch der Fumble waren nicht zur Gänze seine Schuld. Eine Fade Route mit einem sichtlich angeschlagenen Odell Beckham Jr. gegen den deutlich größeren CB Joey Porter Jr. – keine großartige Idee. Der Wurf an sich war dennoch nicht gut, keine Frage. Die Ballsicherheit ist generell ein Problem, aber Stanley sah (nicht nur im entscheidenden Play) älter aus als ich nach einem feuchtfröhlichen London-Wochenende. Der Boxscore (22/38, 236 Yards, INT, 4 Sacks, -0,25 EPA/Play) mag im Gegensatz zu seinem PFF-Grade (94,6) nicht überragend sein, aber wer das Spiel gesehen hat, der weiß, wo den Ravens die Yards und Punkte gestern wortwörtlich durch die Finger glitten. Lamar spielt diese Saison nicht zur Gänze fehlerfrei, aber die Höhen sind atemberaubend. Kritik darf und muss sein, jedoch mit Gehalt. Und die Takes waren in den letzten 24 Stunden ALL OVER THE PLACE.
The drops were abhorrent but Lamar Jackson did the right thing over and over and over and over and over and over again. A shame. pic.twitter.com/LNmgzrwtYe
— Spencer Schultz (@ravens4dummies) October 9, 2023
Nummer 2: CB Brandon Stephens
Die Zahlen (1 PBU und 4 zugelassene Receptions bei 8 Targets für insgesamt 63 Yards gestern) mögen noch nicht überragend sein, aber Stephens macht in dieser Saison einen großen Schritt in die richtige Richtung. Die Coverage ist eng, sein Backpedal smooth, die Hits bitterböse. Wenn er jetzt noch konstant den Ball in der Luft findet, könnte er auch langfristig eine Option für die CB2-Position sein.
Most coverage snaps without allowing a TD among all CBs:
— PFF BAL Ravens (@PFF_Ravens) October 3, 2023
Brandon Stephens – 189
| @Ravens | pic.twitter.com/3gl8pkgXjF
Nummer 3: Justin Madubuike
Die Strafen in den ersten Wochen waren hirnrissig und überschatteten die positiven Aspekte seines Spiels. Film Twitter hat ja schon länger einen Narren in ihm gefressen, doch nun werden auch die Splash Plays mehr. Nachdem Teamkollege Broderick Washington Jr. bereits einen neuen Vertrag in der Tasche hat, wird es für ihn nach der Saison um die Wurst gehen. Wenn er so weiterspielt, könnte es für Baltimore allerdings schwierig werden, ihn zu halten. Ich hoffe dennoch, dass wir solche Statlines wie gegen die Steelers (3 Pressures, 1 Sack, 2 Run-Stops) in den nächsten Wochen und Monaten noch häufiger sehen werden.
And just like that, the Baltimore Ravens force the crappy yellow towels back into the pockets of Pittsburgh citizens.
— Nic Mason (@British_Raven19) October 8, 2023
What a play by Patrick Queen and Justin Madubuike. #RavensFlock pic.twitter.com/8kPdwbsh5F
Es ist sicherlich nicht alles eitel Sonnenschein in Baltimore. Aber auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: In der NFL passieren Woche für Woche schräge und dämliche Dinge. Jetzt liegt es an den Ravens (und nur an den Ravens) diese Fehler zu minimieren, weiterhin fit zu werden und NATÜRLICH nächste Woche gegen die Tennessee Titans zu gewinnen. Denn da sind eure Boys in London vor Ort. Ich würde mich freuen, einige von euch dort auch persönlich kennenzulernen. Keine Angst, wir beißen nicht. Außer Malte vielleicht? Ich gebe auch gerne Autogramme. Solange ich die Truppe von John Harbaugh im dritten Live-Anlauf (und das immer gegen ein Team aus der AFC South, haha) endlich siegen sehe, soll mir alles recht sein. Bekanntlich sind ja aller guten Dinge drei, oder? ODER?!
Pingback: Der Zins(ser)- Jetzt wird abgerechnet – Week 5 – Like a Raven
Pingback: Friedl, Freude, Eierkuchen: Week 7 – Like a Raven