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Friedl, Freude, Eierkuchen: Week 14

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Long time, no see! Nach einer längeren Abstinenz – die Urlaube waren ein Traum, das Kranksein im wahrsten Sinne des Wortes beschissen, danke der Nachfrage – sind wir wieder am Start: Friedl, Freude, Eierkuchen geht in die nächste Runde. Und das war gestern ein passendes Feuerwerk, um den Ball wieder ins Rollen zu bringen – Holla die Waldfee!

In einem denkwürdigen Matchup trennten sich die Baltimore Ravens und die Los Angeles Rams am Sonntag mit 37-31. Neun Führungswechsel (die meisten in dieser Saison, laut Elias Sports Bureau), 859 Combined Offenseive Yards, zwei Scores nach der Two-Minute Warning und ein Walk-Off Punt Return Touchdown für die Ewigkeit. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, spektakulärer Football, großartige Quarterbacks. Football-Herz, was willst du mehr? Jetzt wollen wir das fragwürdige In-Game-Management der Ravens mal außen vor lassen, genauso wie die teilweise super-sloppy Execution über alle Mannschaftsteile hinweg. Denn immerhin soll sich diese Kolumne auf die positiven Aspekte des Spiels konzentrieren. Dennoch würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, mein Ruhepuls wäre während der Partie konstant im 50er- oder 60er-Bereich gewesen. Doch genug der Jammerei, gerantet wird auf Twitter und nicht hier.

Die bisher so überragend spielende Baltimore-Defense zog gegen eine gute Rams-Offense (jeweils Platz 9 nach EPA/Play und DVOA) doch relativ klar den Kürzeren. LA konnte den Ball vor allem in Halbzeit 1 toll am Boden bewegen (Duo-Runs ftw!) und im zweiten Durchgang war es dann QB Matthew Stafford, der vor allem bei Money Downs und gegen den Blitz (11 Yards/Play!) groß aufspielte. Dabei machte sich das Fehlen von S Kyle Hamilton schmerzlich bemerkbar. Lies man mit ihm auf dem Feld 4,1 Yards pro Spielzug zu, waren es ohne ihn ganze 7,7 Yards. Zum Glück scheint seine Knieverletzung nicht so schlimm zu sein, wie zunächst befürchtet. Das heißt, die Offensive war gefragt. Und die ließ es passend zur Trikotfarbe Yards und Punkte regnen! *Autor packt seine engelsgleiche Singstimme aus* “Purple rain, PURPLE RAIN

Die üblichen Verdächtigen

Es sei an dieser Stelle festgehalten, dass auch in der Offensive wahrlich nicht alles Gold war, was glänzt. Ein katastrophaler Snap von C Tyler Linderbaum (der zu einem Safety führte), drei Drops und reihenweise missed Opportunites bzw. Misscommunications bei Deep Balls. Der Motor stotterte immer wieder. Kurze Drives (nur 4/12 bei Third Down) gemischt mit (über-)aggressivem Play-Calling machten die Ravens abhängig von Big Plays. Paradoxerweise lebte die Einheit von OC Todd Monken genau von jenen Plays am Sonntag. Die Defense von DC Raheem Morris mag abseits von All-World DT Aaron Donald wenige bis keine klangvollen Namen in ihren Reihen haben, belegte vor dem Spiel aber dennoch den respektablen 16. Platz nach EPA/Play. Doch auch LA hatte mit dem schlechten Wetter in Baltimore zu kämpfen. Es mag zwar nicht immer ganz flüssig gewesen sein, aber getragen von individueller Brillianz rollte die Ravens-Offense dann doch zu 31 Punkten. Es waren die eigenen Stars und Sternchen, die das M&T Bank Stadium am Sonntag zum Leuchten brachten.

Es wurde gekocht am Sonntag (Quelle: rbsdm.com)

QB Lamar Jackson spielte zweifelsohne keine fehlerfreie Partie. Seine Deep Balls segelten das eine oder andere Mal über das Ziel hinaus und auch seine Interception war ein erzwungener Wurf in die Tiefe. Lamar schien gestern eine Mission zu haben. Nachdem er laut Next Gen Stats bis Sonntag noch keinen Deep Touchdown zu Buche stehen hatte, waren es gegen die Rams deren drei. Der aDoT von 13,2 Yards (!) schien sich ausgezahlt zu haben, lol. Das (erfolgreiche) Attackieren von tiefen Fenstern war in den letzten Wochen nämlich immer wieder ein Thema. Teils inakkurate Würfe, fehlende Adjustments von den Passempfängern, Drops, fehlende Targets für potenzielle Deep Threats (*hust* WR Zay Flowers *hust). Die Schuld lässt sich auf mehrere Schultern verteilen.

Es war nicht immer effektiv am Sonntag. Dennoch wurden die Coaches und der Quarterback für ihre Aggressivität belohnt. Lamar führe alle QBs in Total EPA (15,4) an in Gameweek 14. Beim ersten Touchdown sorgte die Motion bzw. die Wheel Route von TE Isaiah Likely für einen kompletten Breakdown in der Rams Defense. Wenn einmal das ganze Stadion sieht, dass du frei bist, dann scheint entweder etwas prächtig oder auf der gegenüberliegenden Seite etwas GAR NICHT funktioniert zu haben.

Apropos Likely: Dass die Karriere von WR Odell Beckham Jr. ziemlich likely over sei, las man in den letzten Monaten relativ häufig. Verletzungen bremsten den dreimaligen Pro Bowl Receiver im wahrsten Sinne des Wortes aus. Doch die Ravens schenkten ihm Vertrauen in der Off Season. Ein Veteran mit Route Running Kraft, Explosivität nach dem Catch und Elite Ball Skills – alles Dinge, die man in Charm City in den letzten Jahren oft so schmerzlich vermisste. Der hoch-dotierte Vertrag sorgte für Aufsehen und das nicht zu Unrecht. Der Start in die Saison war aufgrund weiterer Wehwehchen zudem alles andere als optimal. Doch ich hatte es in meinem Thread nach dem Bengals-Spiel bereits geschrieben: OBJ ist angekommen in Baltimore.

In Abwesenheit von Star-TE Mark Andrews etabliert er sich zu einer festen Größe im Receiving-Room. Zwar lief er in den letzten fünf Spielen nur 49 % aller Routes, wurde dabei aber bei 30 % als Zielspieler anvisiert. In diesem Zeitraum war das ebenso ein Team High wie die 31 % Air Yards sowie die 40 % End Zone Targets – alle Stats kommen von Dwain McFarland. Das münzte OBJ dabei in solide 17 Catches, 343 Yards und 3 Touchdowns um. Auch gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber füllte er die Statline mit 4 Grabs (bei ZEHN Targets), 97 Yards und einem Score. Viel beeindruckender als die nackten Zahlen waren allerdings die Bewegtbilder – vor allem beim Touchdown. Ein NASTY Double Move gegen S Jordan Fuller, gefolgt von einem absurden Ball-Adjustment und gerkönt von einem sensationellen TD-Tanz. Dass er laut der Pressekonferenz danach eigentlich die falsche Route lief, macht den Catch eigentlich noch besser. Das ist schön, das ist wunderschön.

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1 Catch für 15 Yards und 2 Drops. Mit etwas mehr als 15 Minuten to go sah der Nachmittag für Rookie Zay Flowers ziemlich zum Vergessen aus. Doch wie sagt man so schön? Big time players make big time plays. Bühne frei für den Blumenmann! Lamar Jackson mag zwar der Regisseur des Siegs gewesen sein, für seine Rolle im Touchdown-Drive spät im Schlussviertel (13 Plays für insgesamt 81 Yards) hat sich Zay aber wahrhaftig einen Oscar verdient. Der Boston College Alumni steuerte 3 Catches für 36 Yards bei, einen davon für den 21-Yard-TD bei 3 &17. Auch die restlichen beiden Receptions waren für First Downs, das broken Tackle gegen S John Johnson III war ebenso ein Hingucker. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen? Er war ebenfalls der Passempfänger der imminent wichtigen Two-Point Conversion mit 1:16 auf der Uhr. Cold as ice!

Denn diese benötige Baltimore wie ein Stück Brot, nachdem CB Marlon Humphrey nach seiner Verletzungspause sichtlich die Puste ausgegangen war. Hier will ich noch einmal Blumen (see what I did there?) für Lamar Jackson streuen. Wie er gestern in der Pocket manövrierte, sich Zeit kaufte und entweder als Scrambler oder als Thrower on the run agierte, war phasenweise herausragend. Die Two-Point Conversion war quasi eine Hommage an sich selbst. Weicht dem ersten Tackler locker lässig aus und teleportiert den Ball nahezu in die Hände von Flowers, währenddessen er selbst zusammengefaltet wird wie ein Klappstuhl. Ein Play direkt aus Absurdistan in einer so wichtigen Situation – E-L-I-T-E! Ich sagte es bereits in der Vergangenheit: Aber in einer Saison, in der es keinen klaren MVP-Kandidaten gibt, gehört Lamar Jackson definitiv in die Verlosung.

DER unübliche Verdächtige

Doch das alles wäre – wie angesprochen – beinahe nichtig gewesen, nachdem die Stars der Rams in deren letzten Drive allesamt selbst groß aufgespielt hatten. So ging es in die Overtime und wie es ein so irres Spiel verdient hatte, gab es ein Ende, das fast schon kitschig war.

Nachdem Returner Devin Duvernay das Spiel verletzungsbedingt verlassen musste, sprang WR Tylan Wallace für ihn in die Bresche. Jener Tylan Wallace, der als Pro vor dem Spiel keinen einzigen Punt returnte. Er selbst meinte nach dem Spiel, er hätte bis zu DEM Play einen alles anderen als guten Job gemacht. Immerhin verlängerte er mit einem Offside bei einem Punt früher im Spiel einen TD-Drive der Rams. Doch wen interessiert das, wenn du das Spiel mit einem 76 Yards Return-Touchdown beendest? K Justin Tucker fasste es, beinahe poetisch, perfekt in Worte:

Justin Tucker on Tylan Wallace (Quelle: Giana Han, Baltimore Banner)

Die Szenen im Locker Room (Link) sprechen Bände. Tylan war einst ein extrem vielversprechendes Prospect aus Oklahoma State, eine schwere Knieverletzung im Oktober 2019 brachte seine Karriere allerdings schon ins Wanken, bevor sie richtig begann. Seitdem ihn die Ravens in Runde 4 des NFL Drafts 2021 auswählten, ist er ein Bubble Guy. In 33 Karriere-Spielen verbuchte er ganze 6 Receptions für 56 Yards – keine davon kam diese Saison. Seine Aufgaben auf dem Feld definieren sich hauptsächlich über die Special Teams. Bezeichnend dafür die Geschichte, wie er im Sommer in seinem Auto vor der Ravens Facility darauf wartete, ob er gecuttet wird oder nicht. Doch der Anruf kam nie und Wallace schaffte den Sprung in den finalen Kader. Nur um dann Monate später ein unerwarteter Held zu werden. *Autor wirft 2 € ins Phrasenschwein* Geschichten, die nur der Sport schreibt!

In diesem Sinne: Einfach zurücklehnen und noch einmal aus allen Winkeln genießen. Wir lesen uns nächste Woche, hoffentlich weiterhin von Platz 1 der AFC.

Olli

Ende 20 | Ich habe eine Hassliebe zu meinen Teams | 100 % lauwarme Takes | 100 % sicher es besser zu wissen | In 99 % der Fälle ist das auch so | JanFlacco ist meine Religion

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