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Friedl, Freude, Eierkuchen: Week 2

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Es gibt sie, diese Siege, die einfach besonders süß schmecken. Auswärts gegen den Division-Rivalen, die zuletzt stärkste Kraft in der AFC North, das Trashtalk-Ensemble #1. Der 27-24-Sieg gegen die Cincinnati Bengals am Sonntag war vielleicht schon jetzt eines DER Highlight dieser Saison. Auch wenn sich der eigene QB1 in der Pressekonferenz nach dem Spiel gewohnt ruhig, hungrig und zielstrebig präsentierte, merkte man, dass dieser Sieg für die Franchise von großer Bedeutung war. Oder wie oft habt ihr John Harbaugh schon dermaßen fired-up an der Seitenlinie gesehen? Und auch bei den Spielern kam der Freudentaumel und die spöttische Häme nicht zu kurz – HIT ‘EM!

“To me, it doesn’t mean anything yet… We have to stay focused.”

Lamar Jackson, Best QB in the AFC North

Ich hatte es während des Spiels auf Twitter schon geschrieben, aber das war eine mehr als beeindruckende Vorstellung der Ravens. Auch wenn das Ergebnis an sich knapp war, so hatte man dennoch nie das Gefühl, Baltimore hätte nicht die Oberhand am Feld. Wenngleich man natürlich festhalten muss, dass die Cincinnati-Offense aufgrund der anhaltenden Verletzung von Joe Burrow natürlich eingeschränkt fungierte (weiterhin null Under-Center-Snaps nach zwei Spieltagen). Die Advanced Team Stats sprechen dennoch eine recht klare Sprache.

Advanced Stats zwischen den Ravens und den Bengals.
Advanced Team Stats (Quelle: rbdsm.com)

Dank einer starken Leistung war es tatsächlich alles andere als einfach, mich auf ‘nur’ einen positiven Aspekt für die zweite Ausgabe von Friedl, Freude, Eierkuchen festzulegen. Sternzeichen Fuchs sei Dank habe ich allerdings einen passenden Ausweg dafür gefunden und halte es diese Woche mit den drei Musketieren: „Einer für alle, alle für einen!“

Coaching Masterclass

LT Ronnie Stanley, OC Tyler Linderbaum, RB JK Dobbins, ED Tyus Bowser, S Marcus Williams, CB Marlon Humphrey. Baltimore musste schon vor dem Spiel auf sechs (!) Starter verzichten. Mit WR Odell Beckham Jr. und ED Odafe Oweh gesellten sich während des Spiels noch zwei weitere Spieler ins Ravens-Lazarett hinzu. Die Vorzeichen waren quasi ganz leicht suboptimal. Doch davon war auf dem Spielfeld recht wenig zu sehen. Die Offense lief deutlich flüssiger und abwechslungsreicher als noch vergangene Woche gegen die Houston Texans. Und auch die Defense machte da weiter, wo sie in den vergangenen Duellen gegen den Division-Rivalen aufgehört hatte – man zog einer der explosivsten Offenses der Liga den Zahn. Verletzung von Neo-Multimillionär Joe Burrow hin oder her, dass alle seine sieben Pässe über 15+ Air Yards entweder incomplete oder in den Händen von Geno Stone landeten, ist ein großer Verdienst von DC Mike Macdonald. Aber, der Reihe nach!

Just checkin‘

Die neue Offense um OC Todd Monken war nach der Saga um QB Lamar Jackson sicherlich der größte Talking Point in der vergangenen Off-Season. In meiner letzten Kolumne thematisierte ich schon einige Dinge des Paradigmenwechsels und der Vorzüge seiner Offense, auch wenn der Motor noch gehörig stotterte in Week 1. Das sah diese Woche dafür schon deutlich runder aus. Die Bengals-Defense von DC Lou Anarumo machte sich in den letzten Jahren einen Ruf damit, regelmäßig Mittel gegen die besten QBs der Liga zu finden. Am Sonntag konnten die Ravens den Ball allerdings äußerst effektiv bewegen – und das wohlgemerkt ob der Verletzungsprobleme, vor allem in der Offensive Line.

In den letzten Aufeinandertreffen waren es vor allem die Cover 0 Blitzes, die Lamar zu schaffen machten. Am Sonntag sahen wir jedoch ein anderes, fast ungewohntes Bild. Jackson erkannte die anstehenden Blitz Packages der Gastgeber mit Bravour und änderte den Spielzug direkt an der LOS. Die Gegenreaktion der Gastgeber? Sie rotierten ihrerseits zurück in einen konservativeren Look mit Two-High Shells. Die banale, aber effektive Gegenantwort der Ravens: QB Draw! Generell war es beeindruckend, wie effektiv man den Ball am Boden bewegen konnte. Der wiedergefundene Fokus auf Lamar Jackson als Runner war hier sicherlich ein Grund. Dass man verstärkt aus Under Center Formations lief, war ebenfalls spannend zu verfolgen. Als ‘JanFlacco-Enthusiast’ bin ich an dieser Stelle vertraglich dazu verpflichtet, RB Gus Edwards herauszuheben. 6,2 YPC, 0,50 EPA/Play, 60 % Success Rate schreien nach Driverseat im Baltimore-Backfield – wer also noch kein Ticket für den Gus Bus hat, sollte sich spätestens jetzt eines holen!

Die Offense wirkte generell balanciert, ausgeglichen und zu kaum einem Zeitpunkt überfordert. Die Strafen entlang der O-Line mögen ein kleiner Fleck in der sonst so weißen Weste sein, aber die Ravens hatten einen klaren und witzigerweise ähnlichen Gameplan wie ihre Gegner: Den Passrush erst gar nicht entwickeln lassen.

Laut Next Gen Stats ließ man eine mickrige Pressure Rate von nur 9,3 % zu – der niedrigste Wert in der Karriere von Lamar Jackson. Besonders bemerkenswert dabei: OL-Wunderwuzi Patrick Mekari (der den verletzten Ronnie Stanley auf LT ersetzte) erlaubte laut deren Messungen nicht einen Pressure. Und das, obwohl sein direktes Gegenüber – Trey Hendrickson – zur besseren Sorte NFL-Pass-Rusher gehört. Den Bengals gelang als gesamtes Team kein einziger Sack und lediglich ein QB-Hit. Ein Verdienst der gesamten Makeshift-Line rund um Mekari und Center Sam Mustipher. Nicht weniger Lob gebührt natürlich auch den Positional Coaches und dem angesprochenen Game Plan. Denn Lamar warf den Ball am Sonntag im Schnitt nach nur 2,60 Sekunden. Im Vergleich: In seiner bisherigen Karriere waren es durchschnittlich 2,96 Sekunden, Spitzenwert in dieser Zeitspanne.

Passing Chart für Lamar Jackson (Quelle: Next Gen Stats)

Screens, schnelle Slants, in-breaking Routes über die Mitte des Feldes, Pässe auf RB Justice Hill. Die Ravens wussten, wie sie den Bengals-Pass-Rush mit einem ordentlichen Kurzpassspiel lahmlegen konnten. Doch im Gegensatz zu letzter Woche wirkte es deutlich weniger forciert. Lamar liebt es tief zu attackieren und Monken kreierte vor allem über Play Action gezielt einige Shot Plays für Nummer 8. Perfektes Beispiel hierfür? Der unfassbare Catch von Rookie WR Zay Flowers. Heavy personell mit H-Back Pat Ricard als Kick-Blocker und TE Mark Andrews im Slot. Absurder Dime (what a freankin’ rocket too!) auf Zay, der auf seiner Deep Post Route einen halben Schritt Separation generierte und mit einem sensationellen Diving Catch alle Short Kings dieser Welt happy macht. MONEY!

Joe Cool? More like Joe Ice Cold

Ich hatte es gestern in unserer WhatsApp-Gruppe kurz gedroppt, aber sollte John Harbaugh in naher Zukunft an ein Karriereende denken, hat man den perfekten HC-Kandidaten bereits in den eigenen Reihen. Mike Macdonald, you have my attention!

Wie oben bereits angemerkt, konnte man die so potente Bengals-Offense schon in den letzten Aufeinandertreffen vergleichsweise in Schach halten. Die taktischen Mittel hierfür? Lediglich zwei Non-Nickel-Packages, heavy Cover-2-Looks, Match-Coverage, viele Post-Snap-Rotations, vorwiegend 4-Man-Rush und verhältnismäßig wenig Blitzes (8 an der Zahl). Die Antwort der Hausherren-Offense ähnelte jenen der Ravens, auch wenn der Auslöser ein anderer war. Burrow wurde den Ball gar in 2,28 Sekunden los und legte einen mageren aDoT von 5,1 Yards auf. High-Flying-Offense sieht anders aus. Dem Pass Rush konnte man so immerhin bis zu einem gewissen Grad den Zahn ziehen.

Pass Rush Grades der Ravens (Quelle: PFF)

Auf den ersten Blick – bis auf die Splash Plays von ED Jadeveon Clowney – sieht das ziemlich mau aus. Einen Eindruck, den ich während des Spieles durchaus teilte. Bedenkt man aber, wie schnell Burrow den Ball loswurde, war in vielen Fällen kaum Zeit, um überhaupt bis zum Quarterback durchzudringen. An dieser Stelle muss ich den wöchentlichen Breakdown von Ravens-Anaylst Ken McKusic empfehlen, der die Defensivleistungen Spieltag für Spieltag bis ins kleinste Detail seziert – beinahe so lesenswert wie diese Kolumne, I promise!

Das berühmt-berüchtigte Deep Game über die beiden Wide Receiver Ja’Marr Chase und Tee Higgins kam im Umkehrschluss somit gar nicht erst zum Tragen. Burrow legte für ihn magere 0,06 EPA/Play und ein QBR von 53,7 auf. Ein indirektes Kompliment an die Ravens-DBs. Ohne ihre beiden Leader und Superstars waren es gestern die vermeintlichen No-Names, die auf sich aufmerksam machten. Sei es CB Rock Ya-Sin, der sich die Snaps mit Ronald Darby teilte und einen sensationelle Pass-Break-Up gegen Chase in der EZ hatte.

Oder Safety Geno Stone, der schon letztes Jahr einen soliden Job als Williams-Ersatz machte und dank eines überragenden Reads einen Pick verzeichnen konnte. Über den Return hüllen wir mal den Mantel des Schweigens, auch wenn er am All-22 noch weniger schlimm aussah als auf der TV-Einstellung. Andere haben sich schon genug darüber lustig gemacht.

Higgins war zwar vor allem im Slot gegen Ar’Darius Washington ein Nutznießer des Größenvorteils. Allerdings zeigte er auch gegen Darby und Brandon Stephens, warum er in den meisten NFL-Teams der ‚bona fide‘ WR1 wäre. Indes ein Ausnahmetalent wie Chase bei 5 Catches für 31 Yards zu halten, ist schlichtweg überragend. Die Bengals hatten zugegebenermaßen einige tolle YAC-Plays durch RB Joe Mixon und den angesprochenen Higgins, im Gegensatz zu Spielen in der Vergangenheit war es aber vor allem das Open-Field-Tackling unfassbar sicher. LB Patrick Queen scheint spätestens nach dem Roquan-Smith-Trade endgültig seine Rolle im Team gefunden zu haben und auch S Kyle Hamilton hatte eines der entscheidenden Plays des Tages, als er TE Irv Smith Jr. im vierten Viertel bei 3rd Down stoppte und damit einen Punt erzwang.

Wo wir wieder bei dem eingangs erwähnten Motto der drei Musketiere wären. Wenn so viele Spieler ihren Beitrag leisten, ohne dass jemand heraussticht und das, obwohl tragende Stützen fehlen, zeigt das, wie großartig diese Defense gecoacht wird. Es ist sicherlich noch nicht alles perfekt und es wird auch diese Saison Plays geben, die nicht zu verteidigen sein werden. Das liegt in der Natur der Sache. Es freut mich jedoch, dass Coach Macdonald nach diesem grandiosen Sieg auch das nationale Spotlight bekommt, das er verdient. (Sorry für die vielen eingebetteten Tweets, aber Bilder sagen bekanntlich mehr als ~1500 Worte!)

Und damit schließt sich der Kreis. Denn nur einen Sieger zu küren, wäre quasi unmöglich gewesen. Daher stellvertretend noch einmal ein riesengroßes Kompliment an John Harbaugh und seine beiden Coordinator. So absurd es sich für “externe” Fans vermutlich anhören mag, so ganz glücklich waren/sind einige Fans mittlerweile nicht mehr mit dem jahrelangen Head Coach. Das Gras ist immer grüner und so. Als jemand, der von der anderen Seite des Spektrums kommt, war der Sieg daher zusätzlicher Balsam auf der Seele. Denn die Bengals haben selbst einen tollen und heißbegehrten Coaching-Staff, wurden am Sonntag in den wichtigsten Phasen des Spiels (über die Special Teams hüllen wir heute mal bewusst den Mantel des Schweigens) nichtsdestotrotz aus gecoacht. Das lässt mich durchaus optimistisch auf die restliche Saison blicken. Fragezeichen gibt es natürlich noch immer, vor allem aufgrund der vielen Verletzungen. Doch zumindest bis zum nächsten Sonntag bleibt vorerst alles Friedl, Freude, Eierkuchen – bis dahin!

Olli

Ende 20 | Ich habe eine Hassliebe zu meinen Teams | 100 % lauwarme Takes | 100 % sicher es besser zu wissen | In 99 % der Fälle ist das auch so | JanFlacco ist meine Religion

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